
Wandern ist im Trend. Das heisst es schon seit vielen Jahren. Überall kann man nachlesen, was man alles kaufen muss, um ein Wanderer zu sein. Mittlerweile gibt es sogar schon Kurse für richtiges Gehen. Das ist vielleicht sogar eine gute Idee. Aber wenn man alles gekauft und sich ausgebildet und informiert und eine grosse Strecke auf einem Wanderweg zurückgelegt hat, ohne sich zu verlaufen oder gleich zu erfrieren: Ist man dann gewandert?
Mir erschliessen sich Worte aus ihrer Geschichte. Unser Wort kommt aus dem Althochdeutschen. Damals hiess es wantōn. Das ist verwandt mit «wenden». Gewandert ist man, wenn man immer wieder mal umgekehrt ist. Weil man sich verirrt hat, oder weil es nicht weiterging. Das wäre doch das beste Ziel einer Wanderung: Drauflosgehen, bis es nicht mehr weitergeht, und dann zurückfinden.
Gehe oder fahre von der Haustür aus. Deine Wildnis beginnt genau dort, wo du gefahrlos am Strassenrand pinkeln kannst. Von da aus nimmst du einfach immer den Weg, der gerade nicht angeschrieben ist oder in die falsche Richtung zeigt. Entscheide dich im Zweifelsfall für Wildwechsel oder Traktorspuren.
Diese fünf Sachen brauchst du.
5 Essentials für echtes Wandern
- Die falsche Karte. Auf ihr sollte keinesfalls herauszufinden sein, wo du gerade bist.
- Ein gutes Buch, mit dem du dich den ganzen Tag lang unter einen Baum setzen kannst, wenn es schon nach einer halben Stunde nirgends mehr weiter geht und es zuhause ohnehin nur Wichtiges und Dringendes zu erledigen gäbe.
- Ein Smartphone mit nur 10 Prozent Akku, den du für Notfälle sparen musst.
- Eine verknitterte Zehnernote. So hast du genug Geld für das Postauto ins nächste Dorf und brauchst kein Zertifikat fürs Restaurant.
- 1 EDC falls der Shit den Fan hittet und du es nicht mitkriegst weil du gerade im Wald bist: Ein Sackmesser, Zündhölzer und eine Schnur.
Falls du kein Profi bist, schau, dass du immer einen Schluck zu trinken, etwas warmes, etwas essbares und etwas trockenes dabei hast (SWET-Regel). Fehlt eins davon: Kehr um. Das Ziel des echten Wanderns ist ohnehin, so oft wie möglich umzukehren. Wenn du nicht mehr weisst, wie du zurückfindest: Kehr um. Wenn es spät wird: Kehr um. Wenn du das Gelände nicht beherrschst: Kehr um.
Es erwartet dich ein erlebnisreicher Tag mit vielen unerwarteten Wendungen. Und vielleicht hast du am Ende mehr gesehen als in den ganzen teuren Ferien im Bündnerland.